Kurzkritiken: Pageboy, Candy Girl, Die Gewinner und Kommissar Reynolds

Teaser-Collage aus all den Bildern von Buchcovern, die unten im Artikel folgen.

Hier ein paar Kurzkritiken zu Büchern, die ich in den letzten zwei Monaten gelesen habe, zu denen ich aber keine ausführliche Besprechung hinbekommen habe.

"Pageboy" von Elliot Page

Bewegende und superinteressante Autobiografie des kanadischen Schauspielers Elliot Page, der nach (und auch schon während) einer schwierigen Kindheit eine erfolgreiche Schauspielkarriere hinlegt, hinter den Kulissen aber noch lange mit seiner Identität zu kämpfen hat. Die Geschichte erzählt er dabei nicht streng in einer zeitlichen, sondern eher in einer emotionalen Chronologie. Ein Buch, das zeigt, wie schwer (und es wird wieder schlimmer mit den Anfeindungen) es trans Personen in unserer Gesellschaft haben. Natürlich ist jeder Fall bzw. jede Person anders, trotzdem liefert Page hier emphatische Einblicke in das Gefühlsleben eines Menschen auf der Suche nach einer eigenen Identität.

Dt. Übersetzung: Katrin Harlaß, Lisa Kögeböhn u. Stefanie Frida Lemke; Sensitivity Reading: Linus Giese

""All Lovers of the Night" von Mieko Kawakamie

Erzählt die Geschichte einer jungen japanischen Korrekturleserin, die sich bis dato verschüchtert und wenig selbstbewusst hat durchs Leben treiben lassen, ohne wirklich eigene Initiative und Interessen zu entwickeln, und immer tat, was andere ihr vorschlugen. Eine Dynamik, die durch zwei Begegnungen aufgebrochen wird. Der Roman erschien in Japan bereits 2009 und wirkt auf mich ein wenig wie eine Fingerübung für das zehn Jahre später erschienene Breasts and Eggs. Alles was letzteres an Tiefe, Komplexität und Dynamik hat, fehlt hier noch. Die Begegnungen der Hauptfigur sind meist ganz interessant, aber ausgerechnet die zentralen Gespräche mit dem Lehrer, sind ziemlich langweilig und belanglos geraten. Liest sich insgesamt ganz nett, reicht aber nicht an Heaven oder Breats and Eggs heran.

Engl. Übersetzung:  Sam Bett u. David Boyd

 

""Die Gewinner" von Frederik Backman

Gelungener Abschluss der Björnstadt-Trilogie. Hatte etwas Angst vor dem Buch, weil es so dick wie die beiden Vorgängerbände zusammen ist, und ich die Geschichte nach Ende von Band 1 auch als abgeschlossen empfunden habe, hat mich aber sofort wieder in das Leben der Björnstädter reingezogen. Wobei Backmann es mit dem Foreshadowing massiv übertreibt und ein mutiges Lektorat fehlt, das ihm zahlreiche inhaltliche Wiederholungen hätte streichen können. Geht wieder um Eishockey und die üblichen Kleinstadtdramen, mit scharfsinnigen Einblicken in die Kommunalpolitik.

Dt. Übersetzung: Antje Rieck-Blankenburg

 

""Ruhestörung" von Richard Yates

Porträt eines sich im Abstieg befindlichen Alkoholikers, der versucht, aus dem bürgerlichen Leben mit Frau, Kind und langweiligem Job auszubrechen, auf seinem Weg nach Hollywood aber mehrfach in der Psychiatrie landet. Nicht so gut wie Zeiten des Aufruhrs, aber trotzdem lesenswert.

Dt. Übersetzung: Anette Grube

 

""Candy Girl" von Diablo Cody

Ein Geständnis vorweg: Ich bin noch nie in meinem Leben in einem Stripclub gewesen, und nach Lektüre dieses autobiografischen Buchs gedenke ich auch nicht, etwas daran zu ändern. Kann ja gut sein, dass es auch Läden gibt, in denen die Tänzer*innen/Sexarbeiter*innen anständig behandelt und fair bezahlt werden, aber viele dürften es nicht sein. Diablo Cody, inzwischen eine erfolgreiche Drehbuchautorin, liefert hier spannende Einblicke hinter die Kulissen einiger Strippschuppen, in denen sie ein Jahr lang gearbeitet hat. Vor allem sprachlich ein Genuss, auch wenn ich den flapsigen Tonfall etwas gewöhnungsbedürftig fand.

 

Und sonst so

Daneben gelesen habe ich noch Victor LaValles The Changeling, das zwar toll geschrieben ist, mich aber mit seiner Auflösung verloren hat, auch wenn ich verstehe, wofür sie metaphorisch stehen soll; Neil Gaimans The Ocean At The End Of The Lane, dem man anmerkt, dass es eigentlich eine Kurzgeschichte sein sollte und mir deshalb mit der Ausarbeitung der Nebenfiguren (Familie) zu spärlich geraten ist, aber trotzdem ein schön verwunschen Coming-of-Age-Geschichte mit der typischen Gaiman-Magie erzählt; und Eiskalter Rausch: Kommissar Reynolds ermittelt von Evelyn Boyd, einem Spin-off der ???, das zwar gute Rocky-Beach-Ermittlungsatmosphäre versprüht, dessen eigentlicher Kriminalfall aber etwas zu simpel gestrickt und klischeehaft geraten ist.

 

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