Araki – Tokyo Lucky Hole

Foto einer nackten Frau, die mit gespreizten Beinen vor der Kamera liegt und mit einer Hand ihren Intimbereich berührt. Der ist von einem roten Punkt verdeckt.

Achtung Schmuddelkram! Nur für den Fall, dass euch das Cover nicht schon gewarnt hat.

Ich lerne gerade Japanisch, interessiere mich schon seit meiner Kindheit für japanische Kultur und bin auch immer sehr an der Nacht und ihren Schwärmern interessiert. Deshalb konnte ich mir diesen Fotoband aus dem Taschen-Verlag mit über 800 Fotografien von Nobuyoshi Araki nicht verkneifen. Der hat hier das Nachtleben Tokyos in den frühen 1980ern dokumentiert, bevor 1985 eine strengere Gesetzgebung für viele der hier abgebildeten Etablissements das Aus bedeutete.

Araki taucht auch selbst oft auf den Fotos auf, und er wirkt wie ein richtiger Schmierlappen, so, wie er sich neben den oft nackten Frauen teils inszeniert. Und so ganz ungerechtfertigt scheint der Eindruck auch nicht zu sein. Als ich 2018 in New York eine Ausstellung seiner Werke im Museum of Sex besuchte, hing an einer Stelle der Hinweis, das Model auf dem Foto, das dort hätte hängen sollen, habe um seine Entfernung gebeten, da Araki ihr gegenüber übergriffig gewesen sei.

Trotzdem habe ich mir den Band gekauft, weil wohl sonst niemand so ausführlich Tokyos Nachtleben fotografiert hat. Die Fotos sind teils ziemlich pornografisch, die Sexarbeiterinnen sind (im Schambereich) unverpixelt bei ihrer Arbeit zu sehen (die Kunden auch). Das Gleiche gilt für die Sexshows auf Bühnen. Doch erotisch ist an diesen Aufnahmen absolut nichts. Das wirkt alles sehr geschäftig und steril. Interessant sind vor allem die Bilder der Frauen, wenn sie noch angezogen sind, an der Bar sitzen oder auf der Straße unterwegs sind. Die Aufnahmen vom Straßenbild sind sowieso die interessantesten. Die Fotos von den nackten Frauen wiederholen sich irgendwann und sehen sich alle ähnlich. Da hätte ruhig die Hälfte rausgekürzt werden können.

Dabei kann Araki auch anders, die Fotografien in der Ausstellung waren teils sehr erotisch und ästhetisch hochwertig, auch jene von Pflanzen. Aber darum ging es ihm wohl bei diesen Aufnahmen auch nicht. Er wollte einfach das Nachtleben und vor allem die Frauen genießen, und das Ganze mit der Kamera festhalten.

In Sachen Zeitkolorit fand ich die Bilder schon sehr interessant, hätte mir aber noch ein bisschen mehr Text und Einordnung gewünscht. Bis auf zwei knappe Vorworte, sind ausschließlich Fotos ohne Orts- und Datumsangaben zu sehen. Wir erfahren nichts über die Frauen, die Nachtclubs usw.

Ergänzend zum Buch empfehle ich noch die Netflix-Serie The Naked Director, über den Pinku-Eiga-Regisseur Toru Muranishi, die die Pornoszene der 1980er in Japan zeigt.

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